Zeige mir dein Büro
und ich sage dir wer du bist

 

Guten Tag,

wenn man tagtäglich am gleichen Ort arbeitet, sind viele Eindrücke zur Gewohnheit geworden. Es fällt nicht (mehr) auf, dass Besucher auf ihrem Weg zuerst einer Menge Drucker, Scanner, Papierstationen und eventuell auch Reservekartons im Flur begegnen – bevor sie das gesuchte Büro betreten und ebenso gestimmt lieber wegsehen, weil ihr Blick auf einen überquellenden Papierkorb fällt, eine Garderobe mit Ersatzschuhen, unzählige Post it’s am Computer, an der Wand den üblichen, leider fast immer als äusserst hässlich zu bezeichnenden Jahreskalender, natürlich etwas schief aufgehängt!

Klar, es gibt daneben das ganz steril aufgeräumte Vorstandsbüro, in dem alles so aussieht als käme es gerade aus dem Designkatalog, sich also nichts Persönliches befindet. Wir überlegen lieber nicht, was das bedeuten soll. Gucken auf die Trophäen des Golfers und Seglers…vielleicht ein paar Urkunden (natürlich, weil aus verschiedenen Jahren auch in einer bunt gewürfelten Reihe Rahmen und Grössen) gefasst. Auch eigene Bilder finden sich zuweilen, oder die von Verwandten, eventuell sogar Poster, die nicht immer zum besten Image beitragen, Geschmacks- und Statusfragen aufkommen lassen.

Ursprünglich kommt das Wort „Büro“ aus dem französischen „bureau“ und bezeichnete einen groben Wollstoff. Damit war nämlich der Tisch als Schreibunterlage bezogen. Zu Beginn des Nationalstaates ging es verstärkt darum, allgemeingültige Regeln für die Finanzverwaltung zu entwickeln. Im 17. Jh. bezeichnete das Büro gleich die ganze Schreibstube als Raum. Wenig später prägte Vincent de Gournay den Begriff des Bürokratismus („cratie“ als Herrschaft, Gewalt, Macht) also die Herrschaft der Verwaltung, im schlimmsten Fall die Bezeichnung für eine engstirnige und kurzsichtige Beamtenherrschaft.

Seit langem ist das Büro der gängige Arbeitsplatz, um den sogar handwerklich arbeitende Menschen nicht herumkommen. Im Zeitalter der Digitalisierung hat es sich nach Hause verlagert oder an den Strand, schliesslich können wir mit Laptop oder Tablet überall arbeiten (jedenfalls so lange der Akku hält).

Und gerade weil das so ist, gewinnen Unternehmensräume eine ganz neue Funktion: Sie sind Heimatort, Ausgangsbasis, sorgen bestenfalls für Stolz und Identifikation und sollen vor allem die Kommunikation unter all den Mitarbeitern fördern, die sich nicht mehr selbstverständlich jeden Tag begegnen.

Ich wundere mich häufig – obwohl ich nun ja schon 24 Jahre Kunst für Unternehmen gestalte – in welchem Umfeld es Menschen mehr oder weniger gut gelingt, ihre Arbeit zu tun. Manchmal ist es halt wirklich nur ein Verrichten, wie soll man an solchen Orten kreativ sein?

Aber die schöne Erfahrung ist, zu erleben, wie sich mit den Kunstwerken, die ich in Unternehmen bringe, nicht nur die Räume, auch die Mitarbeiter und Kunden ziemlich tiefgreifend verwandeln.

Am schönsten Ort der Welt zu arbeiten ist möglich – mit der richtigen Kunst!

Frohe Grüsse aus meinem schönen Büro
Ihre Eva Mueller

Out of Office
Ignacio Uriarte „Archivadores en archivo“, 2007 Videoarbeit 8:21 min, Filmstill (Foto war nur während Ausstellungszeit freigegeben)

Philipp von Rosen Galerie, Köln, © VG Bild-Kunst, Bonn

Das Museum für Konkrete Kunst in Ingolstadt hat gestern mit ein paar spektakulären Aktionen, einer Art and Beat Party, Installationen aus 100.000 Kopierpapieren und 100 Arbeiten von 30 Künstler/innen die neue Ausstellung „Out of Office. Büro-Kunst oder das Büro im Museum“eröffnet.

Büroklammern, Ordner und Ablagesystemen stehen für allgemeine Ordnungsprinzipien, werden verfremdet und hinterfragt. Kein Wunder, dass die Ausstellung im Museum für Konkrete Kunst stattfindet. Künstler/innen dieser Stilrichtung arbeiten mit geometrischen Figuren, streng abgezirkelten Lineaturen, klaren Farbflächen, strengen mathematischen Berechnungen.

Die Ausstellung im Museum für Konkrete Kunst in Ingolstadt ist bis zum 10.9. zu besichtigen.

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