ERFOLGSSTORY 26

Guten Tag,

kann man Bilder hören? Mit Modest Mussorgskis Komposition „Bilder einer Ausstellung“ wandern wir zwischen den Ausstellungsstücken seines Freundes Viktor Hartmann, die er 1874 in Petersburg sah. Ein hüpfender Gnom, der Troubadour vor dem alten Schloss, streitende Kinder in den berühmten Tuilerien in Paris, den Entwurf für das Kiewer Stadttor, das Ballett der unausgeschlüpften Küken, Markttreiben und die märchenhafte russische Baba Jaga sind einige der Themen, mit denen er musikalische Bilder in unserem Kopf erzeugt.

Die meisten Gemälde, die Mussorgski „porträtiert“, sind heute gar nicht mehr auffindbar – und so bleibt nur ihre musikalische Übersetzung lebendig.

Auch wenn Sie nicht zu den Synästhet/innen gehören, die zwei (oder sogar mehrere) Sinne verbunden erfahren, also Musik sehen, Bilder hören, Gerüche spüren, Zahlen schmecken, so entsteht bestimmt eine Vorstellung, wenn ich Ihnen hier von einem Gnom erzähle, von streitenden Kindern oder Markttreiben.

Diese Woche hatte ich das Vergnügen das Quartett „Amarcord Wien“ mit ihren Arrangements zu Mussorgskis „Bilder einer Ausstellung“ in Verbindung mit Werken von Eric Satie zu hören, der heuer 150. Geburtstag feiert.

Beiden Komponisten gemeinsam ist der visionäre Ansatz ihrer Werke, die Schwierigkeit bei ihren Zeitgenosss/innen Anerkennung zu finden – und damit auch ihr Überleben zu sichern. Modest Mussorgski war wohl eines der Wunderkinder im Klavierspiel. Doch politische Umwälzungen und familiäre Verpflichtungen zwangen ihn immer wieder in den Staatsdienst. Trotzdem komponierte er all die Jahre, entwickelte einen ganz eigenen Stil, um auf diese Weise mit seinen Zuhörer/innen in eine spezielle Kommunikation treten zu können. Seine finanziell verzweifelte Lage hat wohl sehr zu seinem Alkoholismus beigetragen, so dass er schon mit 42 Jahren verstarb.

Seine musikalischen Neuerungen jedoch inspirierten viele Künstler/innen bis heute. Das gilt in besonderem Masse auch für Eric Satie, auf den sich viele Komponist/innen der Neuen Musik stützen. Schon früh wurde er mit dem Tod seiner Mutter, seiner Schwester und Grossmutter konfrontiert, verlor immer wieder seine unmittelbaren Bezugspersonen. Als der Vater Eugenie Barnetche heiratet, hat Eric Satie Glück. Die bekannte Konzertpianistin und Musikpädagogin erkennt sein Talent und fördert ihn. Doch als Visionär, der die Musik neu erfinden will, kann ihn das Pariser Konservatorium nicht begeistern. Freundschaften mit bildenden Künstler/innen wie Suzanne Valadon, Jean Cocteau, Georges Braques, Pablo Picasso oder Man Ray, inspirieren ihn zu teilweise aussergewöhnlichen Experimenten auf seinem Gebiet der Musik. Auch wenn es ihm gelang zu Lebzeiten bekannt zu werden, von seinen Kompositionen alleine konnte er nicht leben.

Für die Erneuerer selbst ist der Weg manchmal sehr steinig – und die langfristige Wirkung ihres Tuns wenig absehbar. Lassen Sie sich also nie entmutigen, wenn Sie der Zeit ein wenig – oder viel – voraus sind!

Mit sonnigen Grüssen

Ihre Eva Mueller

Ballett der unausgeschlüpften Küken, Kostümentwurf von Viktor Hartmann, 1871 Waterfarben 17.6 x 25.3 cm, Institute der Russischen Literatur (Pushkin House), Akademie der Wissenschaften, St. Petersburg – Abb. nur während Ausstellung  möglich

Mit der berühmten Künstlerin Suzanne Valadon war Eric Satie einige Zeit liiert, zu seinem Leidwesen endete die Beziehung, doch ihr wunderbares Portrait von ihm ist uns erhalten.

Abb: Suzanne Valadon: Portrait Eric Satie, 1893, Paris, Musée d’Orsay, Abb. nur während Ausstellungszeit

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