Op-Art: Wie wir uns täuschen
Kleine Stilkunde

Wieso kommt es eigentlich zu so tiefgreifenden Konflikten um Wahrheit und Täuschung? Man sollte meinen, wir sehen alle das Gleiche. Weit gefehlt!

Es geht immer darum, wohin wir schauen. Kaum gelingt es uns alle Aspekte zu betrachten. Noch dazu, wenn sie unserer Vorstellung wie etwas zu sein hat, wie wir Dinge bewerten, widersprechen. Das menschliche Auge ist hervorragend darin zu ergänzen, wo etwas fehlt. Das ist prima, wenn wir z.B. nur mit einem sehen können oder andere Beeinträchtigungen haben. Schwierig, wenn wir darauf bestehen Recht mit dem zu haben, wie wir etwas interpretieren.

Dazu verändert sich auf Grund unserer Haltung und Einstellung die Interpretation des Wahrgenommenen. Wir können also davon ausgehen, niemals das Gleiche aufzunehmen, wie unsere Mitmenschen.

Unabhängig davon gibt es natürlich Fakten. Deshalb halten sich einige gern an Zahlen. Aber selbst die werden zuweilen alternativ verwendet, wenn die eigene Inauguration einfach besser wirkt mit der doppelten Menschenmenge zum Empfang. Das glauben aber glücklicherweise nicht alle.

Die Kunst der Illusion

Die sogenannte Op Art – also optische Kunst – setzt das Phänomen der Täuschung und Irritation ganz bewusst ein. Gelang es Maler:innen der Frühzeit eine Szene täuschend echt und realistisch darzustellen, so setzt die Op-Art auf geometrisch-abstrakte Formen. Die so kombiniert, in- oder übereinandergelegt werden, dass sich Teile eines Bildes nach vorne schieben, sich zuspitzen oder zu bewegen scheinen. Obwohl alles auf einer zweidimensionalen Fläche geschieht.

Sicher kennen Sie den bekanntesten Künstler dieser Stilrichtung, Victor Vasarely. Aber auch zeitgenössische Kunstschaffende spielen mit Illussionen. So befinden wir uns in den Räumen einer der international renommiertesten Künstlerinnen, Yayoi Kusama vor flirrenden Punkt- und Ornamentbildern oder in unendlich wirkenden Spiegelsälen.

Digitale Möglichkeiten erweitern die Täuschungseffekte. Sie lassen berühmte Schauspieler:innen wieder auferstehen, legen Anderen Worte in den Mund, die sie nie gesprochen haben.

Wie gut, wenn uns an Hand der Op-Art bewusst wird, dass wir nie das Selbe sehen und fühlen. Damit wir darüber ins Gespräch kommen. Und das eigene Blickfeld erweitern. Wir sind nie objektiv. Trotzdem finden wir eine Menge lebensförderlicher Gemeinsamkeiten, auf die wir uns einigen können.

Einen frohen ersten Advent mit schönsten Licht-Illuminationen für Sie,
mit herzlichem Gruss, Ihre Eva Mueller

Das Illuseum in Berlin widmet sich besonders Kinder und Jugendlichen. Sie machen erfahrbar, wie uns die Sinne täuschen können und sensiblisieren so für allerlei Täuschungen im World Wide Web. Es gibt auch ein spezielles Weihnachts-Ferienprogramm: https://www.illuseum-berlin.de/

Op-Art

Abb.: Victor Vasarely „Vonal“ 1968, 576×572 cm, „Vonal Lap“ 1969, 50×50 cm, „S272 Vonal“ 1968, 54,2 x 53,6 cm

Die Fondation Vasarely in Aix-en-Provence, Südfrankreich, widmet sich dem berühmten Op-Art Künstler und zeitgenössischen Künstlerinnen.  Hier 3 Werke aus der „Vonal Periode“

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