Glücks-Blüten-Rausch von Olga Golos
Jede Kultur hat ihre eigenen Symbole und Riten, die Glück verkörpern – oder bringen sollen. Der heilige Dunstan rang dem Teufel das Versprechen ab in Zukunft alle zu verschonen, die ein Hufeisen besitzen. Damit dieser Schmied endlich aufhörte dem Höllenfürsten den Huf zu beschlagen. Zudem war Eisen teuer, wenn man eines fand, war das ein Glück. Und magisch war auch, dass Pferde am Huf keinen Schmerz verspürten.
Vierblättrige Kleeblätter sind äusserst selten (nur meine Mutter konnte einfach so in die Wiese gucken und schon hatte sie wieder eins). Die Kreuzform erhielt im Christentum höchste Bedeutung. Doch schon bei den Kelten galt der Klee als Glückzeichen, wer ihn bei sich trug konnte Schaden abwenden. Noch im Mittelalter wurde er in die Reisekleidung eingenäht.
Auf wundersame Weise knüpft die Künstlerin Olga Golos mit Ihrem Projekt „fluky flora“ in der Rotunde der Pinakothek der Moderne in München an diese Bedeutungsebenen an. In Osteuropa und damit auch ihrer ursprünglichen Heimat Russland zählt die Fliederblüte zu den Glücksbringern, wenn sie fünf anstatt der eher üblichen vier Blütenblättern aufweist.
Einen wahren Glücks-Blüten-Rausch erzeugt die zauberhafte Installation von Olga Golos mit ihren hunderten von Fliederblüten aus zartem Gips. Als hätte sie der Wind in die Halle der Pinakothek geweht. Unbedingt ansehen, wenn Sie vor Ort sind!
„Bemerkenswert an diesen Brauchtümern ist, dass gerade die Abweichung vom Regelfall als etwas Glücksverheissendes verstanden und nicht mit schlechtem Karma belegt wird“ erwähnte Dr. Michael Hering, Direktor der Staatlichen Grafischen Sammlung in seiner Einführung.
Nehmen wir diese Botschaft mit ins neue Jahr: Das Andere, Unerwartete bringt Glück!
Ein glückliches, erfüllendes Jahr 2023 wünsche ich Ihnen von Herzen,
Ihre Eva Mueller
