Sollten wir aktuell noch über den Sinn und Wert von Schönheit, Kunst, New Work sprechen? Oder gerade jetzt?

Wir erleben momentan den konsequenten Zusammenhalt eines grossen Teils dieser Welt. Eine (Rück-)Besinnung auf Werte. Menschlichkeit. Frieden und Demokratie. Die Vision freier Meinungsäusserung und respektvollen Umgangs. Katastrophen führen uns vor, worum es wirklich, wirklich geht. Die Frage der Haltung, des Sprits, der Offenheit des Mindsets ist eine kulturelle Dimension. Dafür braucht es Raum. Inspiration. Kunst.

Lächerlich, sagen Sie? Kann man so sehen. Was aber prägt unser Menschenbild? Gerade auch im Arbeitsumfeld. Was geschieht, wenn Mitarbeitende eine Seite ihres Menschseins abspalten? Nur ihre fachliche Kompetenz einbringen sollen? Ihre emotionale Beteiligung abschalten? Nicht nach Sinn und Wert ihres Tuns fragen?

Ja, Kunst stellt Fragen. Zuweilen recht unbequeme. Aber vielleicht ist es angenehmer, sich diesen bei Zeiten zu stellen? Gerade werden Unternehmensengagements aufgekündigt. Ab welcher Menschenrechtsverletzung gilt es, das ethische Gewissen über wirtschaftliche Gewinnchancen zu stellen?

In der Bildenden Kunst, der Literatur, Musik, im Theater fühlen wir uns ein in andere Leben. Werden offen für verschiedene Sichtweisen und Modelle. Können uns in der Familie, im Freundeskreis, im Kollegium austauschen. Erfahren, was uns alle verbindet. Tiefer geht als oberflächlicher Konsum. Grösser ist als wir. Über Worte hinausgeht. Andere Sinne erfasst. Verständnis und Mitgefühl prägt. Verbundenheit ermöglicht, mit allem was ist.

Kunst ist kein Luxus. Kunst ist lebensnotwendig. Als existentiellste Ausdrucksform unseres Menschseins. In Freude und Schmerz. In all ihrer Schönheit.

Nur unser kreatives Potential lässt uns neue Lösungen finden, wenn alles trostlos und aussichtslos erscheint. Ohne schöpferische Kraft wären wir wirklich verloren.

Es grüsst Sie herzlich
Ihre Eva Mueller

Abb: Alevtina Kakhidze „Where The Wild Things Are/Ukraine within the Russian Law“

Pressekonferenz auf der Manifesta 10, basierend auf der Begegnung von Wiktor Janukowitsch mit den Medien in der russischen Stadt Rostow am Don. Moderiert von TV-Moderator Oleksii Ananov
Courtesy MANIFESTA 10, Public program

Die international bekannte Künstlerin Alevtina Kakhidze lebt nahe Kiew. Sie bleibt in ihrem Land und meinte in einem Interview mit der Zeitschrift Monopol: “…das ist der Moment, die Macht von Künstlern und Künstlerinnen zu überdenken, wie schon während der politischen Krise seit 2014….  Zeichnen ist für mich ein Schlüssel zur Realität.“*

*Monopol, Magazin für Kunst und Leben, Text Philipp Hindahl vom 28.02.2022

 

 

Abb: Zeichnung von Alevtina Kakhidze, Courtesy die Künstlerin

„…ich habe Illustrationen für eine Umfrage im besetzten Gebiet gemacht. Es ging darum, wie Menschen sich selbst sehen, mit wem sie gerne zusammen wären, wie ihre Einstellung zur ukrainischen Regierung ist. 600 Personen wurden interviewt. Eine Frage war, welche drei Wünsche sie haben. Es gab aber nur einen: Der Krieg sollte enden. Wenn es an Vorstellungskraft mangelt, gibt es keine Hoffnung. Meine Freunde aus der EU schlagen nur eine Sache vor: Komm zu uns.
Ich bin gegen die Idee, nur eine Lösung zu haben. In der Ukraine, in den besetzten Gebieten, gibt es nur den einen Wunsch, keinen zweiten, keinen dritten.“*

*Monopol, Magazin für Kunst und Leben, Text Philipp Hindahl vom 28.02.2022

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