Guten Tag,

der Name sagt alles. Erzählt, worum es geht. Ein Mal. Ein Zeichen. Eine Erinnerung. Sichtbares Zeugnis. Zum Vor-, Mit-, Nach-Denken. Über unsere Kultur. Unsere Geschichte. Unsere Werte. Unsere Vorbilder.

Wahrscheinlich haben Sie es in der Presse und anderen Medien verfolgt: An vielen Orten werden Denkmäler gestürzt, verändert, mit Farbe beworfen.

Skulpturen im öffentlichen Raum tragen zur ästhetischen Qualität eines Ortes bei. Ihre Symbolkraft repräsentiert Werte, kulturelle, soziale und politische Qualitäten. Demokratisch geschulte Gesellschaften lehnen es heute ab, wenn die dargestellten Personen oder Inhalte bestimmte Menschengruppen verletzen. Diese Haltung hat bereits in vielen Fällen zu Änderungen von Strassen- oder Gebäudenamen an Schulen, Konzertsälen oder anderen öffentlichen Gebäuden geführt.

Bisher waren davon kaum Skulpturen oder Plastiken betroffen. Neben ihrem ästhetischen Beitrag vermitteln Kunstwerke immer auch inhaltliche Werte. Es wird also Zeit, genauer hinzusehen, nachzudenken und zu diskutieren, welche Werke unserem Geschichtsverständnis entsprechen. Welche Botschaft soll vermittelt werden? Unseren Kindern? Unseren Gästen? Unserer Bevölkerung? All jenen, die zu uns kommen und das, was sie sehen, auf unser Selbstverständnis, unsere Einstellung, unsere Errungenschaften, unser Erbe und unsere Zukunfts-Vision beziehen. Uns danach einschätzen. Öffentliche Präsenz bedeutet Reputation.

Wir brauchen neue Denkmäler – und sensible, neue Ansätze, mit den alten umzugehen. Wer liest schon Erklärungstafeln, dass die abgebildete Person auch grosses Leid verursachte? Da braucht es intelligentere Lösungen! Bei meinen Kunst-am-Bau-Projekten geht es genau darum.

Neue Denkmäler brauchen unsere Länder (und Unternehmen)!
Dafür arbeite ich gerne.

Mit denkwürdigen Grüssen
Ihre Eva Mueller

 

Abb.: Wandarbeit von Harald Rautenberg, Ausführung Sigrid Markiton

Als die Neue Presse Passau ihr Gebäude errichtete, sollte der Gründer Hans Kapfinger geehrt werden. Die Geschäftsleitung wandte sich an mich, weil sie etwas einfallsreicheres als eine Büste im Eingang suchte. 

Ich entdeckte eine Arbeit von Harald Rautenberg und fand mit ihm genau den richtigen, der für den Eingangsbereich ein Wandgemälde entwarf, das Sigrid Markiton umsetzte, die kurz zuvor die Gestaltung von Innenräumen in einem Film von Wim Wenders übernommen hatte.

Wie die meisten Menschen ist Hans Kapfinger eine vielschichtige Gestalt. Vorbild als couragierter Journalist, der im Mai 1933 in Schutzhaft kam, weil er die Anhänger Hitlers und dessen Thesen deutlich kritisierte. Nach seiner Freilassung schlug er sich als Anzeigenleiter, angeblich unter anderem als Strassenkehrer durch, bereicherte sich aber wohl auch an aufgelassenen Häusern jüdischer Flüchtlinge. 

Als NS-Verfolgter erhielt er kurz nach dem Krieg eine Zeitungslizenz. Sehr berührend ist einer seiner ersten Artikel in der Passauer Presse. Kaum jemand beschrieb damals so deutlich die eigene, deutsche Schuld und lehnte jedes Selbstmitleid für sich und seine Zeitgenossen ab. Auch wenn er sich später in anderen Themen als konservativ-schwieriger Berichterstatter erwies, das war doch herausragend.

Und so vielschichtig ist auch sein Portrait angelegt, ein grosses für den grossen Zeitungsgründer – und einige andere Gesichter der weiteren Wesensanteile… 

Für den öffentlichen Raum hätte ich etwas anderes vorgeschlagen. Die Arbeit bedarf zu vieler Erklärungen. Aber die Facetten des Firmengründers kennen die Mitarbeiter/innen und Passauer/innen – Kapfinger gehört untrennbar zur Geschichte dieses Zeitungsverlages.

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