Guten Tag,

„Keine Zeit! O weh, o weh! Ich werde zu spät kommen!“ sagt das Kaninchen in „Alice im Wunderland“ von Lewis Caroll – und ist somit immer am Rennen.

Die „Grauen Herren“ im Roman „Momo“ von Michael Ende, überreden immer mehr Menschen, den ganzen Tag nur darauf zu achten, Zeit zu sparen. Bald hat niemand mehr Zeit für Musse, Zeit zuzuhören oder die Seele baumeln zu lassen. So entfernen sie sich immer mehr voneinander – und von sich selbst.

Nur Beppo, der Strassenkehrer, weiss noch, wie man sein Ziel erreicht:

„Siehst du, Momo“, sagte er dann zum Beispiel, „es ist so: Manchmal hat man eine schrecklich lange Strasse vor sich. Man denkt, die ist so schrecklich lang; das kann man niemals schaffen, denkt man“.
Er blickte eine Weile schweigend vor sich hin, dann fuhr er fort: „Und dann fängt man an, sich zu eilen. Und man eilt sich immer mehr. Jedesmal, wenn man aufblickt, sieht man, dass es gar nicht weniger wird, was noch vor einem liegt. Und man strengt sich noch mehr an, man kriegt es mit der Angst, und zum Schluss ist man ganz ausser Puste und kann nicht mehr. Und die Strasse liegt immer noch vor einem. So darf man es nicht machen.“

Er dachte einige Zeit nach. Dann sprach er weiter: „Man darf nie an die ganze Strasse auf einmal denken, verstehst du? Man muss nur an den nächsten Schritt denken, an den nächsten Atemzug, an den nächsten Besenstrich. Und immer wieder nur an den nächsten.“

Wieder hielt er inne und überlegte, ehe er hinzufügte: „Dann macht es Freude; das ist wichtig, dann macht man seine Sache gut. Und so soll es sein.“

Welche Freude macht das Leben, wenn man in immer weniger Zeit immer mehr reinpackt, jede Minute noch effizienter nutzen will? Wie wäre es mit einer Versuchswoche? Nehmen Sie sich Zeit für den Augenblick und den nächsten Atemzug in Ihrer Arbeit – und ganz bewusst Zeit für Musse.

Herzlich Ihre Eva Mueller

Diese zupackende Hand könnte zu Beppo dem Strassenkehrer gehören – oder zu sonst jemand, der weiß, wie Arbeit getan werden sollte. Seit einiger Zeit widmet sich die Künstlerin Gloria Gans den Strassendiensten und Müllmännern in verschiedenen Ländern. Entstanden sind damit kraftvolle und wirklich schöne Portraits von denen, die sonst kaum jemand abbildet.

Wer mehr lesen möchte:

Michael Ende „Momo“ erschienen im Thienemann Verlag
„Alice im Wunderland“ von Lewis Corell, verschiedene Ausgaben und Übersetzungen

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