Balance

 

Guten Tag,

heute ist viel die Rede von Work-Life-Balance. War das früher nicht so nötig? Sind die Leute in den letzten Jahrzehnten besser damit zurecht gekommen? Lebten Sie ausgewogener? Sind wir einfach nur anspruchsvoller geworden?

Dieser Begriff Work-Life-Balance macht mich stutzig. Auch wenn damit die Vereinbarkeit von Privat-/Familienleben und Arbeitszeit gemeint sein sollte und sicher nötige Überlegungen in Firmen auslöst. Wann hat die Trennung zwischen Arbeit und Leben begonnen? Sie impliziert, dass wir nicht leben, wenn wir arbeiten, und nicht arbeiten, wenn wir leben!

Wir können die wesentliche Abspaltung von Arbeits-und Wohnort geschichtlich verorten und in der Industrialisierung festmachen, in der die Agrarwirtschaft abnimmt, die Menschen mehr oder minder freiwillig in die Städte ziehen und dort, losgelöst von ihrer Familie, ihr Brot verdienen, anstatt es selbst anzubauen und zu backen. Fraglich und nostalgisch romantisierend könnte es sein, einfach anzunehmen, dass sich unsere Vorfahren wirklich mit dem Land-, Handwerker-, Handels-, Magd- und Knechtleben identifizierten, also ihre Arbeit als Leben sahen. Oder ob es nur einfach keine Alternative für sie gab – und damit auch kein Begehren? Oder doch eine andere Sehnsucht?

Wie auch immer, mit der ständigen Erreichbarkeit durch mobile Techniken, verschwimmen plötzlich wieder Arbeits- und Freizeit. Von aussen gibt es keine Grenzen 24 Stunden zu arbeiten. Wer immer wieder aneckt mit seinen/ihren Ideen, nicht hinter der Unternehmensphilosophie stehen kann, keine Wertschätzung erfährt oder unglücklich einen Bereich ausfüllt, der nur dem Geldverdienen geschuldet ist, übergeht, dass diese Arbeitszeit eigentlich begrenzte LEBENSZEIT ist. Da helfen auch keine eifrig angesammelten Überstunden und ständige Verfügbarkeit auf der Suche nach Anerkennung, vage Vorstellungen vom Leben nach der Arbeit oder Urlaubsillussions-Fluchten.

Es erfordert sehr viel Reflexion, Austausch und Achtsamkeit, herauszufinden, welche Faktoren erfüllt sein müssen, die das Prädikat lebenswert verdienen. Dazu gehört es, achtsam mit sich selbst umzugehen, langfristig lässt sich ohne genügend Schlaf und Abwechslung, Anregung durch ganz andere Menschen und Bereiche nämlich kein Ziel erreichen.

Wen die eigene Tätigkeit erfüllt, wer Lebens-Sinn in ihr findet (und vor allem seine Vision realisieren kann), wird auch beim Arbeiten tief durchatmen, lachen, kommunizieren und Kontakte geniessen, kurz LEBEN.

Ich wünsche Ihnen ein wirklich lebendig-fröhliches Wochenende
und vor allem eine lebenswerte Woche, herzlich Ihre
Eva Mueller

Abbildung nur während der Ausstellung möglich – 

Peter Fischli / David Weiss: Equilibres – Ein neuer Tag beginnt, 300 x 235 mm
Copyright Künstler / Fondation Beyeler

Da wir leben, wenn wir arbeiten, ist Kunst am Arbeitsplatz kein Luxus, sondern eine der lebensnotwenidgen Inspirationen, die Menschen in ihrem Umfeld schon immer suchten!

Künstler/innen selbst trennen Leben und Arbeit viel seltener, bei ihnen gehen diese Bereiche meist ineinander über – und ergänzen sich. Ein Meister der Balance war Alexander Calder, der das Mobile in der Kunst erfand. Am Freitag, den 22. Juli jährt sich sein Geburtstag zum 118. Mal. Anlässlich dieses Jahrestages zeigt die Fondation Beyeler eine interessante Gegenüberstellung seiner Arbeiten mit den Werken von Peter Fischli und David Weiss, die sich immer durch einen sehr erhellenden Humor, gepaart mit intellektueller Schärfe und inspirierender Leichtigkeit auszeichnen. Alles sehr hilfreich für einen lebenswerten Tag!

 

 

 

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