Das wärmende und schalldämpfende Kleid war lange Zeit auch in der Architektur sehr gefragt – als Wandteppich oder Gobelin. Nomadisch lebende Völker bevorzugen diese Art der Bildenden Kunst gegenüber Zeichnung und Gemälde – schon aus Transportgründen. Immer öfter wählen auch zeitgenössische Künstler*innen wieder textile Materialien.

Die Idee des Weimarer Bauhauses prägt noch heute unser Architektur- und Kunstverständnis. Die Idee der Gleichstellung und Synergie aller Künste – von der Architektur bis zur Bildenden Kunst, Kunsthandwerk und Textilarbeit – fand in der Zuordnung dieser Abteilung an Studentinnen dann doch nicht die angemessene Achtung. Dabei finanzierte die einzige Frau unter den Meistern, Gunta Stölzl, mit ihrer erfolgreichsten Werkstätte etliche Jahre einen grossen Teil der Akademie.

Auch im Gebäude des Brandenburgischen Landesmuseums in Cottbus gibt es eine spezielle Verbindung, es entstand 2017 im umgebauten Dieselkraftwerk. Zusammen mit dem zweiten Standort in Frankfurt/Oder verfügt es über eine umfangreiche Sammlung von über 42.000 Kunstwerken aus der DDR und früheren ostdeutschen Traditionen.

Der Museumsleiterin Ulrike Kremeier gelingt immer wieder ein spannendes Programm. Nur noch heute ist die Ausstellung „Stich für Stich. Faden um Faden – Textile Bild/Räume“ in Cottbus zu sehen, ebenso die dazu passende Ausstellung „Umhüllt. Figurenbilder der Moderne“. Ganz neu zu entdecken sind dann schon die Gemälde des 1933 in Magdeburg geborenen Künstlers Rolf Lindemann mit seiner „Poesie des Alltags“.

Wir erfahren so mehr über die ostdeutsche Kunst. Auch das ein Stich in unsere häufig festgefahrenen Vorurteile. Wie schön, dann neue Einblicke zu erhalten in Werke, die über jegliche Zeitzuordnungen Bestand haben!

Mit sonnigen Sonntagsgrüssen
Ihre Eva Mueller

Abbildungen nur während der Ausstellung frei gegeben.

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