Guten Tag,

eine/r erzählte es der/dem anderen und diese wieder den Nächsten. So verbreiteten unsere Vorfahr/innen Wissen, aber auch Geschichte(n), Mythen, Vorstellungen, Ideen. Manchmal war von der ursprünglichen Version nach ein paar Runden nicht mehr viel übrig geblieben. Je stärker der Inhalt fesselte, wesentliche Werte und Grundsätze vermittelte, umso eher bestand die Chance der Überlieferung.

Erste schriftliche Zeugnisse finden sich aus dem 5. Jh vor Chr. auf Papyrusrollen. So liess sich im wahrsten Sinne des Wortes festschreiben, was im Moment notiert – oder Wort für Wort, Buchstabe und Zeichen für Zeichen genau so und nicht anders dokumentiert werden sollte.

Bild und Text ergänzten sich in wunderbar gestalteten, mittelalterlichen Büchern, die von Nonnen und Mönchen bemalt und beschrieben wurden. Original oder Kopie, beides war selbstverständlich eine Einzelanfertigung, von Hand erstellt.

Etwa um das 8. Jahrhundert entstanden dann in Asien die ersten Druckverfahren mit Holzlettern. Johannes Gutenberg entwickelte 1450 in Mainz bewegliche Metalllettern, die Grundlage für Buchauflagen in grossem Stil. Immer mehr Menschen lernten lesen. Zeitungen und Zeitschriften ergänzten das Angebot, heute in unvorstellbarem Umfang erweitert über digitale Medien.

Und so verschob sich die Bedeutung dessen, was wir einmal hörten – oder mit eigenen Augen gesehen hatten. Es ist uns heute so selbstverständlich, dass wir gar nicht mehr darüber nachdenken. Aber die meisten Geschichten und Bilder haben wir mittlerweile aus zweiter Hand. Alles lässt sich in Windeseile verbreiten. Es braucht keinerlei intellektuelle oder handwerkliche Voraussetzungen, um sie in die Welt zu setzen.

Ganz klar: Damit sind ganz neue Antennen und Fähigkeiten auf Seiten der Hörer- und Leser/innen gefragt. Sassen die Geschichtenerzähler/innen im Kreis, liess sich leichter einordnen, wer flunkerte. Heute hilft nur ein hoher Bildungsstand und ausgeprägte Wahrnehmungsschulung für alle, um den Kontext von Informationen und Behauptungen wenigstens einigermassen einordnen zu können.

Kunst (-bücher) (-geschichten) gucken macht nicht nur un-BÄND-ige Freude – sie schärfen auch die Sinne für Qualität und Wert.

Einen vergnüglichen Sonntag für Sie – vielleicht mit Kunst und Buch und einer Tasse Tee,
wünscht Ihnen Ihre Eva Mueller

Dorothea Reese-Heim hat als Professorin der Textil- und Papierkunst in Deutschland ihren Student/innen und uns Betrachter/innen ganz neue Perspektiven eröffnet. Unter vielen anderen Werkgruppen gibt es von ihr eine Serie der Buchobjekte, in denen uns die Inhalte direkt entgegenkommen.
Intelligent, vergnüglich und höchst ästhetisch!

 

Dorothea Reese-Heim „Grüne Grenze“, 2002, 30 x 40 x 22 cm
Aus der Serie Archive Arsenale
Erster Staatsvertrag zwischen dem Land Niedersachsen und dem Land NRW
Gemeinsame Landesgrenze – Ministerialverordnung des Landes NRW von 1971

 

Dorothea Reese-Heim „Milli-Billi“ aus der Serie Archivraum
Buchblöcke, PVC, Trichter, 2002, 41 x 46 x 50 cm
Preußisches Besoldungsamtblatt 1928
Erste Zeitfolge bis Dez 1928

 

Dorothea Reese Heim „Majuskel Buchschrift Labyrinth“
6 Teile 2004, Paraffin, Papier, 36 x 18 x 19 cm
oder einzeln je 19 x 15 x 3 cm
Serie der versiegelten Schriften
Figurenalphabet und Bildbuchstaben

 

 

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