Ist das auch wirklich Kunst?

Diese Frage begegnet mir regelmässig. Sei es in Gesprächen mit Auftraggebern oder wie kürzlich in einer Jurysitzung zur Kunst am Bau. Die Unsicherheit ist zu spüren: Was unterscheidet ein echtes Kunstwerk von kreativer Freizeitgestaltung?  Woran erkennen wir, ob es sich um ein Kunstwerk handelt? Und worauf kommt es wirklich an, wenn wir Kunst sprechen? Hier drei Kriterien was wirklich zählt – nicht als starres Regelwerk, sondern als Orientierungshilfe im Dialog mit dem konkreten Werk und vor allem auch dem Ort und den Menschen, für die es gedacht ist.

Was wirklich zählt: Die Intention

Ein kunsthandwerklich gefertigter Gegenstand kann wunderschön, funktional und mit viel Liebe gemacht sein. Hobbyarbeiten entstehen oft aus innerem Antrieb – zur Entspannung oder aus Freude am kreativen Tun. Doch Kunst beginnt dort, wo ein Werk über das Persönliche hinausweist: Wo sie eine universelle Aussage trifft, die unterschiedliche Menschen existenziell berührt.
Wir erleben ein emotional wie intellektuell ansprechendes Resonanzfeld. Sie formuliert, was schwer in Worte zu fassen ist: Gefühle, Werte, kulturelle Erfahrungen, gesellschaftliche Fragen: In einer ästhetisch überzeugenden Sprache.

Was wirklich zählt: Der Kontext

Ein Werk kann technisch brilliant und in sich stimmig sein – aber wenn es nicht zum Ort, zur Funktion oder zu den Menschen passt, entfaltet es keine Wirkung. Gerade bei Kunst am Bau Projekten oder Sammlungen in Unternehmen ist das Zusammenspiel entscheidend:

  • Passt das Werk zur Architektur, zur Funktion des Gebäudes, zur Atmosphäre des Ortes?
  • Vermittelt es eine positive, inspirierende Ausstrahlung, die über Jahre hinweg trägt?
  • Gibt es einen kulturellen oder symbolischen Bezug zur Region, zur Geschichte, zur Identität des Ortes?

Ein Werk, das den richtigen Kontext trifft, wird nicht bloss „ausgestellt“. Es wird Teil des täglichen Lebens, begleitet Menschen, regt an, tröstet vielleicht sogar oder inspiriert zu neuen Gedanken. Gute Kunst schafft Räume – im wörtlichen wie im übertragenen Sinn. Räume für Schönheit, für Inspiration, für Nachdenken. Und manchmal auch für das unaussprechlich Menschliche.

Was wirklich zählt: Die Profession

Hinter jedem überzeugenden Werk stehen Kunstschaffende mit Haltung, Erfahrung und einem klaren Standpunkt. Gerade bei langfristig und technisch besonders anspruchsvollen Kunst am Bau Projekten braucht es mehr als Talent: Technisches Verständnis, Kooperationsfähigkeit mit anderen Gewerken, Verlässlichkeit, ein Gespür für Massstab und Material – und vor allem eine gefestigte künstlerische Persönlichkeit.
Auch das Werk selbst muss eigenständig sein. Keine Kopie, kein Trendprodukt, sondern Ausdruck einer individuellen, künstlerischen Sprache. Um dies beurteilen zu können, braucht es viel Erfahrung und die umfangreiche Kenntnis von Vergleichswerken. Deshalb sind in Jurys immer mehr Kunstexpert:innen stimmberechtigt als Laien.

Was wirklich zählt, ist das individuelle Werk, seine Wirkmacht, seine Emotionalität – im richtigen Kontext.

Wie gut, dass es Künstler:innen gibt, die solche Kunstwerke erschaffen!

Mit herzlichem Gruss
Ihre Eva Mueller

Was wirklich zählt

Vielen Dank für die konstruktive Diskussion im Preisgericht für die Kunst am Bau der Stadtklinik Frankenthal, (v. li. n. re): Stefanie Schmeink, Thomas Gusenburger, Jürgen Schmitz, Dr. Maria Lucia Weigel, Dr. Matthias Münch, Dr. Nicolas Meyer, Amelie M. Klein, Doris Erbacher, Bernd Schröder!

Newsletter der Eva Mueller Kunstberatung
Ideen und Hintergrundwissen für Entscheider, inspirierende Denkanstösse für den Alltag, erfolgreiche Beispiele