Kunst macht Stadt

Warum Städte mit Kunst lebenswerter, wirtschaftlich stärker und zukunftsfähiger sind

Stellen Sie sich vor, Sie bummeln durch zwei, ihnen bisher unbekannte Städte. In der einen stehen ein paar Bänke. In der anderen sitzen, stehen, tanzen Menschen – und hören Straßenmusiker, flanieren an Kunst im öffentlichen Raum vorbei, diskutieren in einem Off-Space über ein neues Projekt. Wo, in welcher dieser Städte würden Sie lieber arbeiten und wohnen? Welchen Ort erleben Sie als lebendiger, offener, inspirierender?

Kunst macht Stadt – und verändert sie

Trotzdem werden Kunst und Kultur in vielen Stadtentwicklungsplänen gerade forsch gekürzt oder gleich ganz gecancelt. Als wäre sie ein Sahnehäubchen. Dabei ist sie das Fundament unserer Wertekultur und Demokratie. Ohne Kunst keine Freiheit des Denkens. Die nebenbei eine Menge Geld einbringt. Wenn Städte klug genug sind, um ihren Wirtschaftsfaktor richtig einzuschätzen.

Kultur- und Kreativwirtschaft gehören zu den dynamischsten Branchen unserer Zeit. Wo sie gedeihen, entstehen neue Arbeitsplätze, kreative Milieus. Vibrierende Orte, die Fachkräfte, Touristen und Ideen anziehen. Spürbar Menschen, Märkte und ganze Stadtteile verändern. Kultur ist längst ein harter Standortfaktor. Nur eben mit weichen, aber wirkungsvollen Mitteln.

Von leerstehenden Quartieren zu lebendigen Kiezen: Es sind oft Künstler:innen, die neue Energie in scheinbar verlorene Orte bringen. Kunst besitzt eben eine unwiderstehliche Magie.

Ein Beispiel, das gerade Mut macht: Chemnitz. Schon 1143 in einer königlichen Urkunde erwähnt. Bedeutende Reichsstadt im Mittelalter. Zentrum des Humanismus während der Reformation. Hexenverfolgung. Pest und Zerstörung im 30jährigen Krieg. Zentrum des deutschen Maschinenbaus im 19. Jahrhundert. Während der grausamen Nazidiktatur bis 1945 zu 95% zerstört. Nach dem Krieg im historischen Kern plattgemacht und umbenannt in Karl-Marx-Stadt der DDR. Nach 1990 kehr die Bürgerschaft zum Namen Chemnitz zurück. Ein reiches Kulturleben mit Museen, Oper, Kunstsammlungen entsteht. Dieses Jahr nun: Kulturhauptstadt mit einem Kunst-und Skulpturenpfad, der sich wie ein symbolisches Band durch die Kulturregion zieht.

Kunst macht aus Orten Räume. Aus Städten Erlebnisse. Aus Passant:innen Beteiligte.

Wer kluge Kulturpolitik betreibt, fördert nicht nur Kunst, sondern auch die Eigeninitiative seiner Bürger:innen – und schafft Orte, an denen Menschen wirklich leben und arbeiten wollen.

Bleiben wir also mutig. Für Städte, die glänzen – nicht nur im Hochglanzprospekt, sondern im echten Leben.

Es grüsst Sie heute mit dem 800. Newsletter Ihre Kunstberatung für zukunftsfähige Orte! Ich kann es selbst kaum glauben – 800 Wochen bedeuten 15 Jahre und 20 Wochen visionary sunday post! Viele sind seit Beginn dabei. Ganz herzlichen Dank für Ihr Interesse und ermutigende Feedback!
Ihre Eva Mueller

Abb.: Jeppe Hein – „Modified Social Bench“

Die Einwohner:innen von Jahnsdorf entschieden sich für ein Kunstwerk an ihrem Ort von Jeppe Hein „Modified Social Bench“. Man sieht sofort: dies ist keine typische städtische Sitzfläche, sie lädt ganz im Gegenteil zu ungewöhnlichen Nutzungen und Kommunikation mit anderen ein. Wieviel Nähe und Distanz brauchen wir in der Stadt?

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