Kunstbank: Kommen und Gehen

Jetzt ist sie eingeweiht, die Kunstbank von Lothar Seruset. „Kommen und Gehen“ hat er sie genannt.

In der Mitte der Bank ragt eine Betonsäule empor. Oben auf sitzt in Miniaturform ein Keramikmodell der Kirche, die im Hintergrund den Standort in Rägelin prägt. Solche Bänke in der Ortsmitte, oft eben bei der Kirche oder am Marktplatz, waren lange Zeit der Treffpunkt für die Leute in den Dörfern.

Man hat sich ausgetauscht und getröstet, über andere und die Welt getratscht. Konnte aber auch einfach still dasitzen. Beobachten. Versunken ins Jetzt. Die einen kamen, die anderen gingen. Im doppeldeutigen Sinn. Hielten sich eine Weile auf und kehrten nach Hause zurück. Besuchten die Kirche und verliessen sie wieder. Entdeckten den Ort für sich oder suchten ihr Glück in anderen Regionen. Wurden geboren und starben, beides im Umfeld der Gemeinde.

Wie immer in den Werken des Künstlers Lothar Seruset genügt es nicht allein seine künstlerisch-ästhetische Gestaltung zu erfassen. Oder die gekonnte Setzung und Bezugnahme zum spezifischen Umfeld. Seine Kunst macht Sinn. Nimmt Stellung. Fordert zum Nachdenken auf.

Diese Bedeutungsebenen erschliessen sich über die Keramikreliefs. Auf dem ersten Relief sind eine Frau mit Regen- oder Sonnenschirm zu sehen, ein ballwerfendes Mädchen und eine Wanderin. Menschen, wie sie am Ort zu sehen sein könnten. Ein anderes Bild thematisiert den Todesmarsch vom KZ Sachsenhausen nach Wittstock. Rägelin lag genau auf dieser Route. Das dritte Relief zeigt eine Gruppe rennender junger Menschen. Wohin sie laufen bleibt offen.

Kommen und Gehen. Die Kunstbank als Sinnbild unseres Lebens. Für die Menschen in Rägelin heute.

Ich sende Ihnen ganz frohe Ostergrüsse,
Ihre Eva Mueller

Kunstbank von Lothar Seruset

Abb.: Lothar Seruset | Kunstbank Rägelin | „Kommen und Gehen“ | 140x140cm, 3.40 m hoch

Kunstbank

Detail Säule an der Kunstbank von Lothar Seruset

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