Jede*r zählt. Und verändert die Dynamik. Beeinflusst das Miteinander, die Arbeitsatmosphäre, die Erfolgsaussichten, die Ergebnisse. Sie kennen das sicher. Eine*r fehlt – oder eine*r kommt dazu. Und plötzlich ändern sich Umgang und Inhalte. Gruppendynamik eben. Sie wirkt in jedem Bereich. Familiär, geschäftlich, gesellschaftlich.

Im letzten Jahrhundert bildeten sich eine Menge neuer Künstlergruppierungen. Verfassten Manifeste. Proklamierten neue Stilrichtungen. Meistens hielten sie sich nur kurze Zeit. Individuelle Künstlerpersönlichkeit und die Notwendigkeit, ein unverwechselbar einzigartiges Werk zu schaffen, verträgt sich schlecht mit dem Konsensanspruch, den Gemeinschaften nun mal benötigen.

Geblieben sind die wegweisenden neuen Kunstauffassungen und visionären Ideen dieser Avantgarde-Bewegungen. Zeitgenössische Künstler*innen beziehen sich auf Impressionismus, Expressionismus, Kubismus, Futurismus, Konstruktivismus, Abstraktion und Figuration, Art Brut und viele andere mehr, entwickeln auf dieser Basis ihre eigene Ausdruckskraft.

„Der Blaue Reiter“ gehört sicher zu den bekanntesten Künstlergruppen in Deutschland. Allerdings wurden nicht alle Protagonist*innen so berühmt wie Gabriele Münter, Wassiliy Kandinsky, Franz Marc oder August Macke. Interessanterweise gründete sich dieses Kollektiv 1912 nach einem heftigen Richtungsstreit in der Neuen Künstlervereinigung München.

Gabriele Münter schenkte dem Lenbachhaus München 1957 ein grossartiges Konvolut an Arbeiten des Blauen Reiters. Das Haus verfügt damit über die umfangreichste Sammlung dieser Gruppierung. Die aktuelle Ausstellung widmet sich nun nicht nur einzelnen Positionen. Gefangen im kolonial geprägten, eurozentrischen Blick bezogen Kandinsky und Marc in ihrem Almanach des Blauen Reiters zwar Volkskunst auch aus aussereuropäischen Ländern mit ein, letztendlich verstand man sich aber doch als weiterentwickelt in der Kunst.

Das Lenbachhaus weist in hervorragenden Begleittexten darauf hin – und weitet damit auch unseren Blick. „Das ganze Werk, Kunst genannt, kennt keine Grenzen und Völker, sondern Menschheit“ steht im Almanach. Wie wahr! Und wesentlich für jegliche Gruppendynamik.

Mit sonnigen Sonntagsgrüssen
Ihre Eva Mueller

Abbildung nur während der Ausstellung erlaubt

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