Guten Tag,

nach meinem Empfinden erleben wir gerade, was es heisst „dazwischen“ zu sein. Die Aufforderung „Mind the Gap“, die Sie vielleicht vor allem von Zug-Ansagen kennen, lässt sich durchaus auf die aktuelle gesellschaftliche Lage übertragen.

Zu jeder Entwicklung gehört diese ungewisse Phase. Markiert die Lücke zwischen Vergangenem und Neuem. Bekanntem und Unbekanntem. Ein kritischer Übergang. Eine Zäsur, in der sich entscheidet, wie wir mit Unsicherheiten umgehen. Veränderungen erfordern plötzlich andere Fähigkeiten und Einstellungen.

Mind the Gap: Ein interessanter Ansatz, die Lücke zu betrachten. Nicht das Vergangene. Nicht die Zukunft. Den momentanen Zustand. Das Jetzt. Erst so entsteht genügend Abstand zum „Vorher“ und „Nachher“.

Übrigens ein wesentliches Element im künstlerischen Schaffensprozess. Immer wieder zurückzutreten. Den Zwischenraum zu nutzen, um sich Klarheit zu verschaffen. Erkennen, welche Etappe bereits zurückgelegt wurde.

Genauso bedeutsam ist für mich bei der Installation der Arbeiten, den Raum zwischen Kunstwerken zu berücksichtigen. Manche benötigen einen grossen Abstand zu allen anderen Dingen. Andere gewinnen ihre Wirkung erst durch serielle Hängung und einen ganz präzise, in Millimetern bestimmten Zwischenraum.

Sehen Sie sich um! Erst der leere Raum, das „Dazwischen“ sorgt dafür, dass Sie Einzelheiten wahrnehmen können.

Mind the Gap: Lässt uns erkennen, wo wir stehen – und den nächsten Schritt bewusst tun.

Mit herzlichem Gruss
Ihre Eva Mueller

 

Die aktuelle Ausstellung „Mind the Gap“ im Musem für Konkrete Kunst in Ingolstadt widmet sich diesem Thema mit ortspezifischen Rauminstallationen von 12 Künstler/innen. Damit wird auch der Abschied von den fast 30 Jahre genutzten Räumen in der ehemaligen Donaukaserne und der anstehende Umzug in das neue MKKD markiert.

Abb: „Sonnenflecken“ von Elisabeth Mehrl, Acryl auf unterschiedlichen Säulenformaten

„Wallpaintings“ sind eine grossartige Möglichkeit Räume vollkommen zu verwandeln. Mit der Künstlerin Elisabeth Mehrl verwirklichten wir die Arbeit „Sonnenflecken“ für die KSK Höchstadt. Über die Oberlichter spielt das Sonnenlicht auf den Säulen mit der Bemalung. Und ganz „nebenbei“ gelang es der Künstlerin damit die unterschiedlichen Säulenformate zu einem harmonischen Gesamtbild über zwei Stockwerke zu verbinden.

 

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