DER MENSCH, DAS SONDERBARE WESEN:
MIT DEN FÜSSEN IM SCHLAMM,
MIT DEM KOPF IN DEN STERNEN
Else Lasker Schüler

 

Guten Tag,

bereits mit vier Jahren konnte sie lesen und schreiben, Else Lasker-Schüler, Dichterin und Malerin, die 1932 den Kleist-Preis erhielt. Da war sie auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. Und erfuhr als Intellektuelle jüdischer Herkunft mit der Schreckensherrschaft der Nazizeit den Verlust all dessen, was sie sich aufgebaut hatte. Die Flucht in die Schweiz brachte ihr keine Sicherheit, sie erhielt Arbeitsverbot und musste mehrmals ihren Aufenthaltsort ändern. Es blieb ihr nichts anderes übrig als nach Palästina auszuwandern.

Die engen Freundschaften mit den grossen Künstler/innen ihrer Zeit, Karl Kraus, Gottfried Benn, Franz und Maria Marc, Karl Schmidt-Rottluff, Edvard Munch, Paul Klee, Gabriele Münter, das Umfeld der Avantgarde fehlten ihr. So verstarb sie schon 1945.

Was bleibt? Ihr Mut zur Phantasie, zur Dichtung, zu einer freien Definition der Frauenrolle, einem selbstbestimmten Leben. 1914 wurde sie an einem einzigen Tag viermal auf der Strasse verhaftet, allein wegen ihrer auffallenden Erscheinung mit orientalischem Schmuck und phantastischer Kleidung. Sie wird daher auch als erste Performancekünstlerin gesehen.

Es bleiben ihre unzähligen Bücher aber auch ihre vielen Zeichnungen. Mit Franz Marc war sie im Sommer 1914 in einem regen Briefwechsel zwischen Prinz Jussuf von Theben (Lasker-Schüler) und dem blauen Reiter (Marc), mit wunderbar poetischen Texten und Bildern, die beide hin und her sandten.

Der jähe Bruch dieser phantastischen Welt wog für sie um so schwerer. Im brutalen Umfeld nach 1933 hatte die Poesie keinen Stellenwert mehr. Phantasie, visionäre Imagination einer geschützen, orientalisch verführerischen Sehnsuchtwelt, gefühlvolle Lyrik – in diesem Kontext wäre kein Massenmord möglich gewesen.

Je mitfühlender und gerechter eine Gesellschaft, desto freier Kunst und Gefühl. Ein deutlicher Gradmesser.

Mit den besten Wünschen für einen frohen 3. Adventssonntag,
mit dem Kopf in den Sternen,
Ihre Eva Muelller

 

Abb. Nur während der Ausstellung genehmigt

Im von der Heydt-Museum Wuppertal, läuft die Ausstellung „Else Lasker-Schüler: Prinz Jussuf von Theben und die Avantgarde“ bis zum 16. Februar 2020. Sie zeigt die Künstlerin in ihrem Umfeld berühmter Dichter/innen und Künstler/innen als eine der bedeutendsten Expressionistinnen.

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