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vielleicht haben Sie sich schon mal gefragt, was die Banane eigentlich bedeuten soll, an Hauswänden von Galerien und Museen an die Wand gesprüht? 1986 hatte der Künstler Thomas Baumgärtel die Idee einer Spraybanane, mit der er Institutionen auszeichnen wollte, die sich für die Kunst einsetzen.

Und zugleich ist das natürlich ein hervorragender Marketingcoup. Denn mittlerweile versammelt er in seinem Archiv Fotos von über 5000 Orten, an denen sich sein Markenzeichen befindet. Damit dreht er den Spiess um. Der Künstler wählt Museen, Galerien, alternative Kunstorte aus, anstatt von ihnen beurteilt, bzw. aufgenommen zu werden.

Warum aber eine Banane? Sie eignet sich nicht nur wegen ihrer peppigen Farbe und Form, die viele Künstler der Pop-Art aufgriffen. Sie erinnert auch daran, dass es noch gar nicht so lange her ist, dass wir ganz selbstverständlich Südfrüchte aus aller Welt konsumieren. Die dahinter verborgenen Arbeits-, Produktions- und Umweltbedingungen sind kurzfristig aufscheinende Themen, die im Alltag des Supermarkteinkaufs leider schnell in Vergessenheit geraten. Vor gut 100 Jahren gelang es der United Fruit Company mit aggressiven Werbestrategien die Banane weltweit zu lancieren. Dabei ging unter, dass die Früchte häufig aus politisch korrupten Ländern kamen, sogenannten „Bananenrepubliken“. Übrigens erhielt auch die BRD 1984 in der Flick-Parteispendenaffäre dieses Signet!

Und genau in dieser Zeit, den 1980er Jahren entsteht auch Thomas Baumgärtels erste Bananen-Kunst. Wandmalereien finden sich seit Tausenden von Jahren in Höhlen, Tempeln, Gräbern. Was wir heute als Streetart bezeichnen, ist jedoch erst in unserem Jahrhundert als neue Kunstform anerkannt. Ihr Merkmal ist – wie bei der Banane – eine plakative Botschaft, die sich nicht darum kümmert, ob sie erwünscht ist oder nicht und auf diese Weise gesellschaftlich brisante Themen in den öffentlichen Raum bringt. Gerade auch in Ländern, in denen kritische Meinungen zensiert werden.

Der international bekannteste – und sicher auch ästhetisch und intellektuell interessanteste Streetart Künstler ist Banksy, dessen Identität noch niemand enthüllt hat. Und von dem sie sicher gehört haben, als er sein eben ersteigertes Gemälde bei einer Auktion per Fernbedienung halb schreddern liess. Dieses absurde Spektakel brachte Banksy ziemliche Kritik ein. Widerspricht die damit verbundene Wertsteigerung doch der Vision einer nicht kommerziellen, gesellschaftlich relevanten Streetart-Kunst, die zum Nachdenken und Diskutieren anregen will.

Vielleicht entdecken Sie bei Ihrem Sonntagsspaziergang Kunst-Bananen – oder andere Streetart?
Mit herzlichem Gruss
Ihre Eva Mueller

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