Freigeist. Mäzenin. Femme fatale.
Jeden Tag ein Bild zu kaufen, das hatte sie sich vorgenommen – und weitestgehend eingehalten. In einer Zeit, in der (heute international anerkannte) Künstler:innen verfolgt und ihre Arbeiten als entartet gebrandmarkt werden, hilft sie ihnen – und ihren Ehefrauen oder Partnern mit Ankäufen, die oft über dem üblichen Preis liegen. Als viele in Marceille auf die ersehnte Ausreisemöglichkeit aus dem von den Nazis besetzten Frankreich warten, sorgt sie für Ex-Ehemänner, deren neue Partnerinnen und Kinder für Visa und Reisekosten.
Wichtige Werke selbst aufspüren, das kann sie. Aber sie lässt sich auch immer wieder Tipps von Kunstberatern wie Marcel Duchamp geben. Als eine der ersten fördert sie die Surrealisten und bietet dabei als eine der ganz wenigen ihrer Zeit auch Künstlerinnen eine Plattform.
Bisherige biografische Texte beschäftigten sich dagegen eher mit ihrem Aussehen, extravaganten Auftreten als Femme Fatale, übergrossen Brillen – und wie unschicklich für eine Frau – einem wechselhaften Liebesleben mit etlichen Ehemännern und Liebhabern.
Wer ist’s?
Sie ahnen, von wem ich erzähle? Peggy Guggenheim, natürlich.
Bei meinen Biennaleführungen in Venedig empfehle ich zu den freien Zeiten unbedingt einen Ausflug in ihren Palazzo zu unternehmen. Es gibt dort ihre Sammlung zu sehen, stets grossartige Ausstellungen und einen wunderbaren Skulpturengarten als stille Oase im trubeligen Venezia. Zur Biennale hatte Peggy Guggenheim übrigens einen ganz besonderen Bezug. Gleich nach dem Krieg, als noch vieles brach lag, wurde sie gefragt, ob sie ihre Sammlung zeigen könnte. Ihr Pavillon war das absolute Highlight.
Wie schön, dass Mona Horncastle in ihrer Biografie über Peggy Guggenheim nun mit all den – oft verletzenden – Vorurteilen aufräumt und dieser bedeutenden Mäzenin endlich Recht widerfahren lässt. Sie erzählt von ihrer jüdischen Herkunft, der Verbindung zweier reicher Familien, die ihr jedoch keine einfache Kindheit ermöglichten. Dem Tod des Vaters auf der Titanic. Ihrem Engagement für bedeutende bildende und literarische Künstler:innen und deren Werke.
Eine tolle Frau, diese Peggy Guggenheim.
Und ein sehr lesenswertes Portrait von Mona Horncastle, schön illustriert, erschienen im Molden Verlag.
Herzlich Ihre Eva Mueller

Hier sehen Sie Mona Horncastle in der Buchhandlung Moths in München. Begeistert über ihre Erzählkunst konnte ich dort ihrer Buchvorstellung lauschen.