Kultur kostet? Nein – sie zahlt sich aus!
Wenn das Geld knapp wird, spart man gern dort, wo die Leute keine Traktoren haben, um vor den Ministerien aufzufahren: Also bei der Kultur.
„Bayern ist ein Kulturstaat“ steht stolz in Artikel 3 der Verfassung. Nur, dass dieser Satz in mageren Zeiten gern unter den Tisch fällt. Und damit auch gleich die Vision, mit der es allein Kunst und Kultur gelingt, ganz unterschiedliche Menschen für einen freien, gesellschaftlichen Zusammenhalt zu gewinnen.
Museen kosten nichts
Aber jetzt gibt’s Fakten: Zum ersten Mal zeigt eine repräsentative Studie* was Museen ökonomisch einbringen. Damit ist klar: Museen kosten nichts. Ganz im Gegenteil: Sie zahlen sich aus.
5.6 Milliarden Euro erhielten Museen als öffentliche Förderung. Und 9.4 Milliarden Euro trugen knapp 7000 Museen in Deutschland zum Bruttoinlandsprodukt bei. Das bedeutet, jeder Euro der in Museen fliesst, schafft 1,70 Euro Wertschöpfung. Damit investiert die öffentliche Hand in jeden Museumsbesuch 34 Euro – und erhält 56 Euro zurück! Museen sind also ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor.
Dazu kommen 106.000 Arbeitsplätze, die Museen direkt und indirekt sichern – von der Kuratorin über die Restauratoren bis zum Café nebenan.
Ein Beispiel
Gerade war ich bei Gisela Geiger. Sie ist Kummer gewöhnt. Nur ihrem Engagement ist es zu verdanken, dass die kleine bayerische Stadt Penzberg ein international beachtetes Museum besitzt. 2002 organisierte sie eine erste Ausstellung mit Werken von Heinrich Campendonk, einem Vertreter des berühmten Blauen Reiters um Wassily Kandinsky, Gabriele Münter und Franz Marc.
Als der Stadtrat damals das einmalige Angebot ablehnte, den Campendonk-Nachlass zu kaufen, fand sie einen Unternehmer, der das Konvolut als Leihgabe zur Verfügung stellte. 2016 wurde dafür sogar ein eigener Anbau geschaffen – ein kultureller Glücksfall, möglich durch persönliche Überzeugungskraft und Beharrlichkeit.
Und nun? Steht wieder alles auf der Kippe. Die Stadt muss sparen. Hoffentlich versteht sie rechtzeitig, dies nicht an der falschen Stelle zu tun. Denn Penzberg ist ein wichtiger Forschungsstandort – mit internationalen Mitarbeitenden. Was hat es diesen Menschen kulturell zu bieten, wenn das Museum verstummt? Das gibt mittlerweile auch Unternehmen zu denken. Sie wissen längst: Kultur ist Standortfaktor. Wer sie vernachlässigt, verliert weit mehr als nur ein bisschen Glanz.
Museen sind keine Kostenstelle. Sie sind ein Wertmotor – kulturell, gesellschaftlich und wirtschaftlich.
Kunst wirkt. Auch in Zahlen.
Wer an der Kultur spart, sägt am eigenen Wohlstand.
Es ist höchste Zeit, das nicht nur zu wissen, sondern entsprechend zu handeln.
Dafür arbeite ich, herzlich Ihre Eva Mueller
